Verblendet durch kurzfristige Wirtschaftsinteressen, unbelehrbar oder verleitet durch sogenannte „Iran-Experten“?
Dass die Dinge im Iran manchmal anders verlaufen, als sich einige westliche Politiker wünschen, ist nichts Neues. Nicht zuletzt ist die junge iranische Geschichte von zwei verheerenden Fehlentscheidungen des Westens geprägt, unter deren Folgen nicht nur die Iraner selbst, sondern auch die gesamte Region leiden.
Der islamische Fundamentalismus, dessen Hauptsponsor das iranische Mullah-Regime ist, ist nicht im luftleeren Raum entstanden; seine Erscheinung ist unter anderem maßgeblich den fatalen Fehlentscheidungen des Westens geschuldet. Der von der CIA und dem britischen MI6 geplante Putsch gegen den patriotischen populären Dr. Mossadegh, durchgeführt mit Hilfe rückschrittlicher Mullahs und des Mobs um den Diktator Schah, wirft immer noch seinen Schatten auf das Gedächtnis der Menschen im Iran. Mit dem Sturz des Premiers Mossadegh wurde die Hoffnung der Menschen im Iran auf einen demokratischen Wandel untergraben, und der Schah konnte weitere 25 Jahre lang das Land autokratisch regieren.

Unterstützt durch die uneingeschränkte Hilfe des Westens und den neu gegründeten und gefürchteten Geheimdienst SAVAK ging das erneut an der Macht installierte Folterregime rigoros gegen alle demokratisch gesinnten Strömungen vor, wohingegen der Klerus toleriert wurde. Dieser konnte sich durch sein von der Regierung unterstütztes religiöses Netz vermehren und seinen Einfluss auf den politischen Sektor ausweiten.
Als der mit großer Aufopferung verbundene Kampf der Intellektuellen für Freiheit und Demokratie die Massen gegen das Schah-Regime mobilisierte und die Menschen sich erhoben, maßten sich die westlichen Mächte erneut an, den Verlauf der politischen Entwicklung im Iran im Sinne ihrer Interessen zu steuern. Auf der Guadeloupe-Konferenz im Januar 1979 versperrten sie den demokratischen Strömungen den Weg und verhalfen somit Chomeini zur Machtergreifung.
Seit nun mehr als 40 Jahren zahlt das iranische Volk die katastrophalen Folgen dieser Fehlentscheidungen mit seinem Blut. Doch in all den Jahren setzten die westlichen Staaten – insbesondere Deutschland – trotz der Warnungen des iranischen Widerstandes und entgegen dem Wunsch der Menschen im Iran auf Beschwichtigung des Mullah-Regimes.
Spätestens seit dem Ausbruch des verheerenden Kriegs im Nahen Osten am siebten Oktober gibt Deutschland endlich zu, dass seine bisherige Iran-Politik überdacht werden muss. Doch trotz viel Gerede ist bis jetzt nichts Wirksames passiert. Die Listung des Motors der Kriegstreiberei in der Region, der iranischen Revolutionsgarden, wird trotz internationaler Forderungen maßgebend von Deutschland verhindert. Immer noch, wenn es darum geht, die Lage im Iran neu zu bewerten, werden die sogenannten „Iran-Experten“ neben den prominenten deutschen Außenpolitikern beobachtet, die seit Jahren für die Annäherung mit dem iranischen Mullah-Regime werben.
Die von der „Evangelischen Akademie Loccum“ angekündigte Veranstaltung „Iran – Auf der Suche nach einer neuen europäischen Politik gegenüber Teheran: Erforschung des gesellschaftlichen Ansatzes“ ist in der Sache zu begrüßen. Wenn man jedoch unter den geladenen prominenten Außenpolitikern die Namen der „Iran-Experten“ wie Adnan Tabatabai, Rouzbeh Parsi und Azadeh Zamirirad sieht, erkennt man bedauerlicherweise immer noch die Spur der von den Iranern abgelehnten Beschwichtigungspolitik.
Die Evangelische Akademie und die deutschen Außenpolitiker wären gut beraten, sich von diesen inzwischen durch die in den USA ansässige Mediengesellschaft „Semafor“ * als den Mullahs nahestehend entlarvten „Experten“ zu distanzieren. Eine neue Iran-Politik mit Beteiligung der vom Iran gesteuerten „Experten“ zu definieren, ist nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern auch abscheulich.
Damit der Westen sich nicht immer wieder wegen seiner gescheiterten Iran-Politik bei den Iranern entschuldigen muss, wie es im Falle des Putsches gegen die Regierung Mossadegh der Fall war, sollte er nicht wieder in Versuchung geraten, die organisierte und tief in der iranischen Geschichte verwurzelte Alternative, den Nationalen Widerstandsrat Iran (NWRI), der von den Mullahs als Erzfeind bekämpft wird, zu umgehen.
*https://www.semafor.com/article/09/25/2023/inside-irans-influence-operation