„Das sind keine Diplomaten, das ist eine Verbrecherbande“ – Gespräch mit Reza Rouchi von der iranischen Oppositionsbewegung
von KLAUS KELLE
BERLIN – Ich treffe Reza Rouchi gut eine Stunde vor einer Demonstration am Roten Rathaus in Berlin, wo später 1500 Iraner den Sturz des Mullah-Regimes in Teheran fordern werden. Als wir zusammen Kaffee trinken in einem Café am Alexanderplatz wissen wir beide noch nicht, dass zeitgleich bereits amerikanische Stealth-Bomber am anderen Ende der Welt gestartet sind, um in der Nacht die Atomanlagen des Iran anzugreifen und möglichst vollständig zu zerstören.
Rouchi lebt seit 36 Jahren in Deutschland, hat hier Jura studiert und kämpft Zeit seines Lebens dafür, dass der Iran eine freiheitliche Demokratie nach

westlichem Vorbild wird. Begonnen mit der Auflehnung hat er im Nationalen Widerstand gegen das Schah-Regime. Als das gestürzt wurde und der Steinzeit-Islam die Macht übernahm, kämpfte Rouchi auch gegen die Mullahs. „Unser Ziel ist die Freiheit“, bekräftigt er, noch bevor der Kellner unsere beiden Tassen mit schwarzem Kaffee an den Tisch bringt. Und: „Krieg ist keine Lösung.“ So, als wisse er, dass man mit diesem Satz auf der sicheren Seite ist. Gegen Krieg – das sind wir alle. Aber wie soll es Reformen, wie einen „Regime-Change“ im Iran geben ohne Gewalt? Von außen waren die Bemühungen der Nationalen Widerstands über Jahrzehnte offenkundig wenig erfolgreich.
Ein entscheidender Faktor für den Nicht-Erfolg sei „die Beschwichtigungspolitik“ des Westens, das Arrangieren mit den Gegebenheiten in Teheran. Jeder Politiker wisse, mit was für einem Regime es man dort zu tun habe. Man wissen, dass im vergangenen Jahr die Zahl der Hinrichtungen im Iran deutlich angestiegen ist: fast 1.000 Todesurteile wurden vollstreckt, berichten Menschenrechtsorganisationen, so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Todesstrafe gegen Drogendealer und Homosexuelle. Die Scharia, das islamische „Rechtssystem“, ist erbarmungslos gegen die, die nicht mitmachen und sich unterwerfen wollen.
„Man hat die Augen zugemacht in Europa“, sagt Rouchi und dass die Atomverhandlungen mit den Mullahs von Anfang an ein Fehler waren. Der Westen sei naiv, man habe gute Geschäfte im Sinn gehabt und nicht die Menschenrechte. Rouchi bekräftigt: „Die Mullahs wollen ein islamisches Weltreich schaffen. Sie erkennen nichts anderes an.“
Und dann beschreibt er seine Vision eines freien Irans, in dem Demokratie und Meinungsfreiheit herrschen, eine unabhängige Justiz für Gerechtigkeit sorge, Medien frei berichten dürfen. Und, ganz wichtig: In der Frauen und Männer absolut gleichberechtigt sind und Medien frei berichten dürfen.
„Die Mullahs wissen genau, wie Deutschland tickt“, ist sich Reza Rouchi sicher.
Wenn es ein Problem zwischen beiden Ländern gebe, würden einfach in paar Geiseln genommen und dann gegen das, was die Mullahs wollen, ausgetauscht: „Die Europäer geben immer nach…“
Und auch die deutschen Politiker seien naiv…
95 Prozent der iranischen Botschaftsangehörigen in Berlin seien Mitarbeiter des Geheimdienstes, auch er selbst sei schon bedroht worden, erzählt Rouchi. Eine unbekannte Stimme am Telefon, die sagt „Sie unterstützen die terroristischen Volksmudschahedin“ und er solle sich „von denen fernhalten“, denn man wisse ja nie, was passiere.
„Das sind keine Diplomaten, das ist eine Verbrecherbande“, ist sich Rouchi sicher, als wir langsam aufbrechen, um gemeinsam zur Demo hinüberzuschlendern. „Wir kämpfen auch für Sicherheit und Freiheit in Deutschland“, sagt mein Gesprächspartner, als wir uns voneinander verabschieden. Und: „Der islamische Fundamentalismus ist 1000 Mal gefährlicher als die Atombombe….“
Bildquelle:
- Reza_Rouchi_IRAN: thegermanz
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„Das sind keine Diplomaten, das ist eine Verbrecherbande“ – Gespräch mit Reza Rouchi von der iranischen Oppositionsbewegung
29. Juni 2025 @ 19:01
Mein Bruder und vier Mitglieder meiner Familie wurden von diesem Regime nur wegen ihres Glaubens hingerichtet. Mein Bruder war 16 Jahre alt, als er hingerichtet wurde, nachdem er gefoltert und krank war. Meine Familie und ich vergeben und vergessen nicht. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die kriminellen Führer dieses Regimes vor internationale Gerichte zu stellen. Wir wollen, dass sie Demokratie und Freiheit im Iran unterstützen. Wir wollen keinen Schah oder Scheich, sondern die Unabhängigkeit und Freiheit unseres Landes.