Der Aufstand des Feminismus gegen sich selbst!
von Adel Abiyat
In diesem Essay beginnt alles in jenem Moment, in dem der Feminismus gegen sich selbst rebelliert– nicht als Aufstand, um einen Anteil an der männlichen Macht zu fordern, sondern als Rebellion, um die gesamte Logik zu stürzen, welche die Macht an das Patriarchat und die Geschichte an das Geschlecht gebunden hatte. Ein Moment, in dem die Frau den Kreis der Forderung verlässt – nicht, um neben den Männern in jenem alten Spiel Platz zu nehmen, sondern um das Spielfeld selbst zu zerstören und die gesamte Geometrie der Macht zu zerbrechen. Und hier, in dieser Logik, ereignet sich etwas, das selbst der moderneFeminismus mit all seinen globalen Wellen nie erfahren hat – eine Auflehnung, die weder im Paris des 19. Jahrhunderts gesehen wurde, noch auf den Plätzen Moskaus, nicht in den Wäldern Lateinamerikas, nicht in den Aufständen Afrikas und nicht in den Revolutionen Asiens. Die postindustrielle Welt mit all ihren Revolutionen hat niemals erlebt, dass Frauen nicht als Symbol oder Opfer, sondern als Zentrum von Ideologie, Entscheidung und Führung agieren – nicht aus Gnade, sondern aus der Notwendigkeit, die patriarchale Geschichte zu brechen.
Eine Notwendigkeit, die selbst die Mitgliedschaft in der Organisation der Volksmojahedin daran band, die Hegemonie jener Frauen anzuerkennen, die nicht länger am Rand der Geschichte stehen wollten; Frauen, die die Sprache der Macht von Grund auf neu schrieben, damit Gleichheit nicht auf der Ebene der Sitzverteilung, sondern auf der Ebene der Abschaffung des gesamten Formates der Macht geboren werden konnte. Doch die Geschichte – nicht nur die Irans, sondern die der Welt – ist dem Denken eines Mannes verpflichtet, der diesen Übergang möglich machte; eines Mannes, der in seiner Zeit unverstanden blieb, abgelehnt wurde, und dennoch begriff, dass jede Revolution, die nicht den Kreis der männlichen Macht durchbricht, am Ende nur die alte Herrschaft reproduziert.
Massoud Rajavi war derjenige, der diesen Kreis sprengte. Er erkannte, dass die Welt der Zukunft, wenn sie nicht die Sprache und Logik des Männlichen hinter sich lässt, selbst in weiblicher Gestalt und modernem Gewand nur das Alte in einem neuen Kleid wiederkehren lässt.
Der moderne Feminismus, trotz all seiner Erhebungen, blieb letztlich im selben Spielfeld. Die Französische Revolution, die Wellen des Wahlrechts, die Premierministerinnen und Präsidentinnen – sie alle brachten die Frau in dieMacht, aber sie schrieben die Macht nicht neu. Die Frau wurde Premierministerin, Generalin, Richterin – und doch blieb die Welt in der gleichen männlichen Grammatik verfasst, in einer Sprache, die selbst im Moment der Gleichheit noch Grenzen zwischen Körpern und Subjekten zog.
In diesem Horizont überschritt die Frau ihr Frau–Sein nie; sie spielte nur das alte Spiel weiter, ohne je seine Regeln zu brechen. Aber in der Organisation der Volksmojahedin geschah etwas, das bis heute in der modernen Geschichte einzigartig geblieben ist: Die Frau wurde nicht mehr zur Stimme im alten Spiel, sondern zur Architektin eines neuen Spiels. Die Macht wurde weder geteilt noch dekoriert – sie wurde neu geschrieben. Das Kommando der Armee, die ideologische Führung, die politischen und organisatorischen Entscheidungskreise – all das wurde Frauen überlassen, nichtaus Quotenlogik, sondern aus einem radikalen Verständnis der Notwendigkeit, das Patriarchat zu überwinden. Selbst Männer mussten, um in dieser Struktur zu verbleibende Hegemonie der Frauen vorbehaltlos akzeptieren –als ob Geschichte, Sprache und Körper in einem Punkt, in einem Moment, in einer Rebellion neu geschrieben würden.
Und hier, im Herzen eines exilierten und belagerten Widerstands, entstand eine Welt, in der Frau und Mann gleichermaßen aus dem Orbit der Geschlechtlichkeit verdrängt wurden, damit Gleichheit auf einer Ebene jenseits der Identität geboren werden konnte — eine Welt, deren Horizont weder Osten noch Westen, weder Sozialismus noch moderner Feminismus, weder Religion noch Säkularismus auch nur annähernd erreichen konnten. Dieser Moment ist der Aufstand des Feminismus gegen sich selbst, ein Augenblick, in dem die Frau ihre historische Rolle als Frau überschreitet, damit Geschichte nicht nach Geschlecht, sondern nach der Möglichkeit der Befreiung neu geschrieben wird.Masoud Rajavi rückte nicht nur die Frauen ins Zentrum, damit sie selbstgründige Akteurinnen ihrer eigenen Geschichte würden, sondern schrieb die Organisation so um, dass schon das bloße Dasein in ihren Reihen, ja die reine Mitgliedschaft, die Annahme einer neuen Welt bedeutete – einer Welt, in der Befreiung kein bloßes politisches Versprechen, sondern eine strukturelle Notwendigkeit ist. Und vielleicht hat die Geschichte noch nicht erfasst, dass an diesem Punkt nicht nur eine politische Bewegung, sondern ein existenzieller Riss mitten in der Moderne entstand, ein Bruch, durch den hindurch, durch den allein, eine andere Welt möglich wurde – eine Welt, die in keinem Erfahrungsraum von Ost oder West ihr Gleiches findet.
Dieser Aufstand ist nicht das Ende des alten Spiels – der ist das Ende der alten Welt. Der Moment, in dem Frau und Mann gleichermaßen aus dem Kreis der Geschlechtlichkeit, aus der Logik der Geschichte und aus dem Schicksal des Körpers befreit werden – ein Moment, in dem eine Welt beginnt, in der nichts weder durch männliche Macht noch durch alte Narrative definiert wird; eine Welt, der die Moderne noch immer um einen Schatten hinterherhinkt.
