Ein früherer IRGC Kommandeur zur Geiselnahme in der US-Botschaft!
In einem Interview am 16. August hat Mohsen Rafiqdoust, ein früherer Kommandeur des IRGC im Bereich Logistik und Chef der Mostazafan Stiftung einige verblüffende Äußerungen gemacht. Zeit und Absicht dieses Kommentars erinnern Beobachter der Entwicklungen im Iran an eine wirklich komplizierte Lage, deren Folgen bis heute spürbar sind.
In seiner Erörterung der Krise um die Geiseln in der US Botschaft enthüllte Rafighdoust, dass das IRGC bei der Vorbereitung des Angriffs auf die US Botschaft eine Rolle gespielt habe.
„Ich war beteiligt schon vor der Einnahme des Spionagenests, als Offizier für Logistik im IRGC habe ich den Studenten bei ihrer Arbeit geholfen. Ich habe Ressourcen und Einrichtungen geliefert,“ erklärte Rafighdoust.
Er führt aus: „Ich wurde auch bei einem Treffen informiert und sollte bei dieser Aufgabe helfen. Bei einer Zusammenkunft mit Herrn Mohsen Rezai, der damals für den Geheimdienst (im IRGC) zuständig war, führte er uns an einen Ort, wo die Herren Lahouti und Mirdamadi sich aufhielten und sie erwähnten, dass geplant sei, am übernächsten Tag die US Botschaft zu besetzen“.
Rafighdousts Aussage steht in direktem Widerspruch zu der Versicherung, dass der Angriff auf die Botschaft nur eine willkürliche Bemühung von unverbundenen Studenten gewesen sei. Seine Feststellung im Anschluss hat bedeutende Implikationen: „Bei dem Zusammentreffen wurde ich instruiert, bei der Einnahme der US Botschaft Beistand zu leisten. Deshalb habe ich dann bestimmte Ressourcen geliefert, um die Studenten zu unterstützen“.
Die Krise um die Geiseln in der US Botschaft in Teheran begann am 4. November 1979, als sogenannte iranische Studenten die US Botschaft besetzt haben und 52 amerikanische Diplomaten, Mitglieder des Militärpersonals und Zivilisten 444 Tage lang gefangen gehalten wurden. Trotz der Versuche einiger Leute, die sich dafür aussprachen, mit dem Kleriker Regime Verbindung aufzunehmen, um den Angriff zu rechtfertigen und höhere Amtsträgern des Regimes zu entlasten, deuten die folgenden Ereignisse nach der Geiselkrise darauf hin, wer von dem Vorfall am meisten profitiert hat.
Am 6. November 2012, nur drei Tage nach dem Jahrestag der Geiselnahme in der US Botschaft, hat Sadegh Tabatabai, ein Verwandter und enger Verbündeter des früheren Obersten Führers Khomeini in einem Interview erklärt, dass ihr Ziel war, die liberale Regierung von Mehdi Bazargan zu stürzen. Er zitierte besonders den Chef des IRGC Mohsen Rezai, demzufolge die Amerikaner seine Regierung infiltriert hätten und deshalb sollten er und sein Kabinett aus ihren Ämtern entfernt werden.
Am 6. November 1979 trat nach neun Monaten im Amt die Interim Regierung von Mehdi Bazargan zurück und machte damit den Weg für Khomeini frei, seine Kontrolle über die politische Landschaft und die Gesellschaft des Iran, wie sie aus der Revolution hervorgegangen waren, weiter zu konsolidieren. Aufbauend auf diesem Impuls ergriff Khomeini die Gelegenheit, das Prinzip des Velâyat-e faqih [Autorität des Obersten Führers] in die neue Verfassung hineinzubringen.
Es ist interessant, dass in dem ursprünglichen Entwurf der Verfassung kein Prinzip auf der Grundlage des Velayat-e Faqih enthalten war, noch gab es anfangs die Absicht, es einzuschließen. Jedoch hat auf Khomeinis Anleitung hin die Expertenversammlung am 19. August 1979 damit begonnen, eine neue Verfassung zu entwerfen. Der endgültige Text wurde am 14. November 1979 für vollständig erklärt.
Danach wurde am 2. und 3. Dezember ein landesweites Referendum durchgeführt. Erstaunlicherweise erhielt die Verfassung eine überwältigende Zustimmung von 99,5 % der Wähler. Vor der Kulisse der Einnahme der US Botschaft weniger als einen Monat zuvor wurde klar, dass alle abweichenden Stimmen innerhalb des herrschenden Establishments oder opponierende Gruppen umgehend gekennzeichnet und entsprechend marginalisiert würden.
Was jedoch staatliche Amtsträger beständig nicht zugegeben haben, ist das primäre Ziel des Regimes. Konfrontiert mit einer turbulenten Gesellschaft nach der Revolution haben Khomeini und seine klerikalen Verbündeten mangels jeder realer Lösungen für die tiefen sozio-ökonomischen Herausforderungen des Iran sich der Manipulation und Täuschung zugewandt. Indem er die Aversion der Nation gegenüber denjenigen, die den abgesetzten Schah unterstützt hatten, ausnützte, wollte Khomeini sich selbst als führende Figur im Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus etablieren. Er war bestrebt, alle politischen Gruppen und Intellektuellen zu eliminieren, die sich seiner Agenda widersetzten, indem er sie als pro-amerikanisch hinstellte.
Einige Zeit später meinte der frühere Premierminister Mir-Hossein Mousavi, dass die Slogans Tod für Amerika der Islamischen Republik mehr zugutegekommen seien als der Krieg mit dem Irak. Die vom IRGC betriebene Nachrichtenagentur Fars zitierte auch Mousavi am 24. Oktober 1984 mit der Aussage, dass der Slogan für das Regime von strategischer Bedeutung gewesen sei.
Eine bedeutende Zahl an Personen, die an der Besetzung der US Botschaft teilgenommen hatten, avancierte später in prominente Positionen in der Hierarchie des Regimes.
Seither erfuhr die klerikale Diktatur, die ihren Ursprung in Paris mit Khomeinis Verbindungen zu besonderen westlichen Regierungen und Zusicherungen an sie hatte, eine Verschiebung der Strategie und positionierte sich selbst als den Angelpunkt anti-westlicher Einstellungen. Die Kleriker schlugen Kapital aus historischen Benachteiligungen der Länder des Vorderen Orients und machten sich in globalem Ausmaß Extremismus zunutze und propagierten ihn. Indem sie diesen Fanatismus als eine Quelle der Stärke bezeichneten, sahen sie darin ein Werkzeug, um Einfluss auszuüben und brachten den Westen dazu, seine Politik des Appeasements gegenüber dem aktivsten staatlichen Förderer von Terrorismus beizubehalten.
Während sich der Iran auf den ersten Jahrestag des Aufstands von 2022 zubewegt und die Führer des Regimes darum kämpfen, die desillusionierten und demoralisierten Sicherheitskräfte um sich zu scharen, werfen die unerwarteten Kommentare von Mohsen Rafiqdoust bezüglich der Beteiligung des IRGC an einem prominenten anti-amerikanischen Geschehnis ein klärendes Licht auf die Prioritäten des Regimes.
Diese Stimmungslage erinnert auf ironische Weise an einen umgekehrten Spruch, der bei den neuesten Protesten zu hören war: „Unser Feind ist hier; sie lügen, wenn sie sagen, es sei Amerika“.